Aus der digitalen in die reale Welt
Einmal jährlich treffen sich alle Demenz Buddies zu einem erlebnispädagogischen Wochenende an einem schönen Ort. 2023 haben sie sich am Starnberger See südlich von München getroffen
Normalerweise tauschen sie sich online aus. Beim Demenz-Buddies Live-Treffen haben sie sich jetzt auch persönlich kennengelernt: Aus ganz Deutschland reisten die 14 jungen Menschen zwischen 18 bis 26 Jahre in Zügen und in Fahrgemeinschaften an, um ein erlebnispädagogisches Wochenende im schönen blauen Land auf Gut Schörghof mit Blick auf Ammersee und Zugspitze zu verbringen.
Spaghetti Party zum Warm-Up
Die jungen Leute aus Hamburg, Berlin, Ulm, Hannover oder Stuttgart besuchen eine der drei Demenz-Buddies-Gruppen. Die Online-Angehörigenseminare von Desideria richten sich speziell an junge Menschen, die einen Angehörigen mit Demenz haben. Monatlich treffen sie sich in einer systemisch angeleiteten Selbsthilfegruppe, um Themen aus ihrem Alltag zu besprechen. Da sie unterschiedliche Gruppen besuchen und sich daher zum Teil vorher noch nicht kannten, gab es zum Warm-Up am ersten Abend eine Spaghetti Party mit den beiden Familientherapeutinnen Anja Kälin und Christine Schönemann-Swetlik, die die Online-Gruppen leiten. Zeit für tiefergehende Gespräche war dann beim Spaziergang unter dem Motto Walk & Talk zum nahgelegenen Dietlhofer See.
Austausch in Open Space Workshops
Am Samstag gestalteten die Demenz-Buddies eine Fotowand mit ihren Herzensmenschen, also ihrem nahestehenden Angehörigen mit Demenz. Meist ist es ein Elternteil. An lauschigen Plätzen in der Natur hatten sie dann Gelegenheit, in Open Space Workshops Themen zu besprechen, die sie beschäftigen. In kleinen Gruppen tauschten sie sich unter anderem zu Selbstfürsorge, eigenen Kapazitäten und Grenzen, demenzfreien Inseln, Therapie für sich, Beschäftigungs- und Aktivierungsideen für Menschen mit Demenz, Entlastung des Hauptpflegenden (gesundes Elternteil), körpernahe Pflege, Abschiede, Gentest, Autonomie und Selbstbestimmung des Erkrankten aus. Gemeinsam erörterten sie Fragen wie „Wie lebe ich fürsorgliche Autorität?“, „Wie kann ich Fürsorgearbeit so gestalten, dass sie nicht als übergriffig empfunden wird?“, „Wie schaffe ich Erinnerungen, für die Zeit, wenn mein Herzensmensch nicht mehr da ist?“
Leichtigkeit trotz der Schwere
Bei einer richtig langen Mittagspause hatten die Teilnehmenden Raum, sich weiter auszutauschen und auch über andere Aspekte in ihrem Leben zu reden. Abends kamen sie dann wieder in der großen Runde zusammen und sprachen über die Themen aus den Kleingruppen, um alle an den Inhalten, Erkenntnissen und Strategien, die sie erarbeitet hatten, teilhaben zu lassen. Beim Grillabend an der Lagerfeuerstelle genossen die jungen Menschen gemeinsam mit den beiden Coaches den Ausklang eines inspirierenden und stärkenden Tags. „Wir haben gegrillt, geredet, Stockbrot gemacht. Und was auch sehr wichtig ist: viel gelacht. Diese Leichtigkeit, trotz des schweren Themas, war einfach schön“, erzählt Anja Kälin.