Dr. Sarah Straub

Eine Demenzdiagnose verändert nicht nur das Leben des oder der Betroffenen, sondern das aller nahestehenden Angehörigen. Die Stärkung pflegender Angehöriger gehört dabei meiner Meinung nach zu den tragenden Säulen, damit ein gutes Leben mit Demenz gelingen kann. Der Verein Desideria leistet mit seinen Angeboten einen wichtigen Beitrag, pflegende Angehörige zu schulen, zu vernetzen und zu begleiten und es ist mir wichtig, diese Arbeit zu unterstützen. 

Als pflegende Angehörige meiner Oma und meines Schwiegervaters erlebte ich immer wieder eine große Hilflosigkeit. Selbst als ich schon „Demenzexpertin“ war, stieß ich in der Begleitung meiner Angehörigen immer wieder an Grenzen. Diese Erfahrungen haben mich demütig gemacht und sensibilisieren mich jeden Tag in meiner Arbeit mit Betroffenen und ihren Angehörigen. Ich habe „am eigenen Leib“ erfahren, wie komplex und wenig vorhersehbar die Begleitung eines Menschen mit Demenz sein kann. Wie abhängig wir manchmal vom Engagement der Personen unseres pflegerischen Versorgungssystems sind. Wie individuell jeder Verlauf der Erkrankung ist. Wie immer noch Stigmatisierung, Tabuisierung und gesellschaftliche Ausgrenzung Teil unserer Lebensrealität sind.  

Ich habe aber ebenso erfahren, wie schön die Begleitung von Menschen mit Demenz sein kann. Wie meine Patienten mein Leben bereichern, wenn ich ihnen auf Augenhöhe begegne. Mich ganz auf sie einlasse. All das bewegt mich jeden Tag und gibt mir Kraft, mich für von Demenz betroffene Familien einzusetzen.  

Es ist mir eine Herzensangelegenheit, mein Wissen weitergeben zu können. Ich war pflegende Angehörige, arbeite in der Demenzforschung und begleite Familien als Psychologin. Daneben nutze ich meine Öffentlichkeit als Liedermacherin und Autorin, um auf den Bühnen dieses Landes über das Thema Demenz zu sprechen und lerne auch hier unzählige Menschen kennen, die mir von ihren Erfahrungen berichten. All diese unterschiedlichen Perspektiven ermöglichen mir ein umfassendes Bild über „Leben mit Demenz“ und ich wünsche mir sehr, mit meiner Expertise einen kleinen Beitrag leisten zu können, Unterstützungsangebote noch besser zu machen.